Mit 10 Kanuten und einem Radfahrer gingen wir auf Tour entlang der Märchenstrasse : Auf der Werra und der Weser genossen wir den unberührten Flusslauf mit den vielen Windungen und die reizvolle Landschaft, die sich sogar einmal mit schroffen Sandsteinfelsen brüstet.
Unsere erste Tour nach Ankunft führte uns 13,5km von Lindewerra nach Witzenhausen. Ohne Umtragen paddelten wir an kleinen Ortschaften und Burgen vorbei, und freuten uns über die kanutenfreundliche Beschilderung und Ausstiegsstege. Nur in Witzenhausen am Stadtsteg wäre man besser im Kanadier, als im Kajak, auf den etwas hohen Steg rausgekommen. Aber wir bekamen Hilfe von deutlich jüngeren Vatertags-Kanuten, die ebenfalls von dort eine Tour starten wollten. Nach dem Verladen der Boote auf den Hänger zur Übernachtung, bezogen wir unsere Unterkunft, den Landgasthof Frau Holle. Anschließend besichtigten wir, den Kirschen folgend, Witzenhausens Altstadt mit seinen schiefen Fachwerkhäusern und der Galerie von Kirschenköniginnen. Die gleich neben unserem Gasthof liegende Brauerei wurde unserer allabendlicher Chillout mit Biertasting.
Das nächste Tourenziel war Hannoversch Münden, 21 km entfernt und mit zwei Schleusenumtragungen. Bei Hedemünden wurden wir wegen einer Schöpfbuhne umgeleitet in einen Nebenarm, der zuerst idyllisch schmal war, und sich dann zu einem großen Strudelstrom entwickelte, manche Welle ergoss sich ins Kajak. Zu unserer Überraschung folgten uns ein paar Ruderboote, mit denen wir dann, wieder zurück in der Werra, einen Erfahrungsaustausch machten.
Danach schlängelte sich die Werra weiter bis wir zur offiziellen Wasserski-Slalom-Strecke kamen und unter der AutobahnA7 durchpaddelten. Die folgende Ausstiegstelle war übelriechend und völlig versumpft, die Bootsschleuse funktionierte wohl schon länger nicht und der bereitstehende Bootswagen war marode. Die Ruderer und wir halfen uns gegenseitig und machten erstmal Mittagspause.
Wieder weiter in der Werra forderte der Fluss bei einer Teilung seinen Wegezoll: Es flog eine Kappe ins Wasser und verschwand in den für Kanuten gesperrten Abzweig. Die Werra wird immer enger, verläuft an alten Fachwerkhäuserfronten entlang und endet an der alten Werrabrücke von Hannoversch Münden in der zweiten Schleuse. An der Wieder-Einstiegstelle herrschte eine erschreckend starke Strömung von zwei Seiten und löste heftige Diskussionen unter uns aus. Unter den Ausruf des Muezzin einer nahegelegenen Moschee stürzten wir Bug voran in die Fluten. Es verlief sehr geschmeidig und wir versammelten uns im Kehrwasser von Werra und Fulda.
Nun ging es weiter auf der Weser, auf der auch Motorboote erlaubt sind. An der Jugendherberge durften wir Halt machen und die Boote über Nacht liegen lassen, gegen eine kleine Spende. Ziemlich dehydriert und hungrig suchten wir das prachtvolle Ratsbrauhaus in Hannoversch Münden auf. Das Bier landete pitcherweise auf dem langen Tisch und wir brachten den Kellner, auch ein Ruderkollege, ganz schön ins Schwitzen. Die Krüge mußten schnell nachgefüllt werden.
Die dritte Etappe litt unter der extrem schwülen Wetterlage. Es ging Weser abwärts nach Bursfelde , ca 17km. Vorbei an weidende Schafen und grünen Wiesen. Ein Biergarten kurz vor der Seilfähre von Hemeln bescherte uns noch eine Erfrischung. Unterhalb vom Kloster war der sehr frequentierte Ausstieg von Bursfelde und in der etwas überfüllten Klostermühle gab es die ersehnte Kaffeepause. Dann ging es wieder mit Bootshänger zurück nach Witzenhausen.
Großer Dank gilt unserem Radfahrteilnehmer, der unser Autojoker war und immer beim Einstieg und Bootstragen geholfen hat. Das hat uns viel Zeit und Auto-Kilometer gespart. Wer die Gewitterlage so im Griff hatte, dass wir stets rechtzeitig ins trockene flüchten konnten, ist unbekannt.